Die Glaswerkstatt im Industriepark Höchst –
Handwerkskunst vom Feinsten.

Mitten im Industriepark Höchst fertigt und repariert Infraserv Höchst in einer hauseigenen Werkstatt mundgeblasene Glasprodukte in höchster Präzision und Güte. Der Wettbewerb ist überschaubar. Dementsprechend kommen die Kunden aus dem ganzen Bundesgebiet.

„Kommt rein, möchtet Ihr erstmal einen Kaffee und ich erzähl Euch was, bevor wir mit der Führung anfangen?“ Meister Mike Lasser, bunte Arbeitsschuhe, weiße Hose, weißer Laborkittel, ist sofort per Du. Gerne, natürlich. Wer jetzt mundgeblasene Thermotassen und eine komplizierte gläserne Kolbenapparatur erwartet hat, wird enttäuscht. Der Kaffee kommt aus einem handelsüblichen Vollautomaten; serviert wird im üblichen Bürobecher-Sammelsurium.

„Ach kommt, bevor ich viel erzähle, zeig ich Euch erstmal mein Abkühllager ...“ Der Kaffee bleibt zum Kaltwerden stehen, und wir bekommen den ersten Raum hinter der eigentlichen Werkstatt zu sehen, in dem eigentlich der letzte Prozessschritt der Glasgeräte-Herstellung stattfindet. Vier in Kopfhöhe waagerecht montierte Metallzylinder von zwei bis drei Metern Länge. Darunter eine Regalfläche, auf der allerlei gläserne Apparate auf einem sandartigen Bett liegen. „In diesen Öfen lagern frisch gebaute Apparaturen bei etwa 600 °C über Nacht“, erläutert Mike Lasser. „Das ist nötig, um die Spannungen abzubauen, die entstehen, wenn das Glas zu schnell abkühlt. Außerdem werden so Verunreinigungen auf der Oberfläche rückstandlos verbrannt. Schließlich muss die Ware absolut steril sein.“ Der Raum dient gleichzeitig als Lager für Ware, die Kunden zur Reparatur eingesandt haben.

Reparaturen sind der eine Geschäftszweig des Glasapparatebaus, Einzelanfertigungen von kundenspezifischen Versuchsanordnungen der andere. Der überwiegende Teil kommt in der Forschung und Produktentwicklung zum Einsatz. Ist der chemische Prozess als solcher ausgereift, wird die Anlage auf industriellen Maßstab hochskaliert – in der Regel aus Metall. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist die Herstellung von OLEDs. Wegen der extremen Reinheitsanforderungen kann dieses Material nur in gläsernen Reaktoren hergestellt werden.

Bildquelle: Journal Frankfurt

Inzwischen sind wir wieder zurück in der eigentlichen Werkstatt. Nichts hier ist so filigran, wie der Laie es von einer Glasbläserei erwarten würde. Kein Wunder – hier werden keine Pipetten oder Christbaumkugeln geblasen. Hier geht es um Apparate, die zum Teil so groß und schwer sind, dass man sie nur zu zweit heben kann. Gehoben werden muss hier viel: In dem sicherlich 10 auf 12 Meter großen Raum stehen zahlreiche, etwa drei Meter lange Großmaschinen – Drehbänke, wie der Meister erläutert. Darin werden die Werkstücke eingespannt und dann mit Gasflammen zur Bearbeitung gezielt erhitzt. Einfache Rohmaterialien wie Glasrohre oder normale Kolben werden übrigens aus industrieller Fertigung zugekauft – dafür braucht es keine Spezialwerkstatt.

„Dies hier zum Beispiel ist ein Reaktor“, erläutert Mike Lasser. Natürlich kein Reaktor zur Energieerzeugung, sondern um bestimmte chemischen Reaktionen unter kontrollierten Bedingungen ablaufen zu lassen. So etwas gibt es nicht von der Stange. Vielmehr liefert der Kunde eine ungefähre Skizze und eine Beschreibung, was der Apparat „können“ soll. Um diese Vorgaben richtig umzusetzen, braucht man mehr als das handwerkliche Können in der Glasbearbeitung. Man muss auch nachvollziehen können, was innerhalb der Apparatur passieren soll. Nach fast 30 Jahren im Dienst der chemischen und pharmazeutischen Industrie verfügt Mike Lasser über das nötige Verständnis, um die anfordernden Wissenschaftler auf Augenhöhe beraten zu können.

Schnelligkeit und Termintreue sind ebenfalls essenzielle Eigenschaften im Glasapparatebau: Viele Aggregate sind Einzelstücke. Gehen sie kaputt, sind häufig ganze Prozessketten von der ungeplanten Unterbrechung betroffen.

Wenn der Kunde sagt, ich brauch das morgen wieder, dann muss ich es bis morgen fertig machen, wenn es eben geht.

Mike Lasser, FAS - Objektteam Pharma & Chemie: Glastechnik

Und wenn das die ganze Nacht dauert. Mike Lasser schafft das weitestgehend allein. Drei Teilzeitkräfte gehen ihm zur Hand – allesamt Ruheständler, die Lassers Begeisterung für den Beruf teilen und deren Erfahrung er ungern missen möchte. Die Glaswerkstatt von Infraserv Höchst arbeitet exklusiv mit einem Logistikunternehmen zusammen, das darauf spezialisiert ist, die Ware pünktlich und sicher beim Kunden abzuholen und auszuliefern. Auch das ist Teil des Erfolgsrezeptes.

Die Kunden kommen nicht nur aus dem Industriepark, sondern aus ganz Hessen, vereinzelt sogar aus dem weiteren Bundesgebiet. Kein Wunder, denn das Know-how wird immer seltener. Seine Lehre hat der Glasbläser- und Glasgerätebaumeister 1996 noch bei der alten Höchst AG begonnen. So wie Mike Lasser von seiner Tätigkeit erzählt, ist nachvollziehbar, warum er nichts anderes machen möchte. Aber wie kommt man als junger Mensch überhaupt auf die Idee, diesen doch recht exotischen Beruf zu ergreifen? „Och, das liegt bei mir in der Familie. Mein Vater war Glasbläser, mein Opa und der Uropa auch.“

Während es in der Fertigung von Glasapparaturen gerade in Hessen eine Reihe von Anbietern gibt, steht die Glaswerkstatt von Infraserv Höchst mit ihrem Reparaturservice in der Umgebung relativ allein da. Insofern ist der Preis in diesem Markt eher zweitrangig. Hier geht es vor allem um Zuverlässigkeit und Qualität. Das gilt natürlich auch für die Sonderanfertigungen. Etliche Kunden haben in der Vergangenheit versucht, in China und Indien günstiger einzukaufen. Und sind schon nach kurzer Zeit reumütig zurückgekehrt.

Mike Lasser zeigt uns noch den letzten Raum seiner Werkstatt, die Kaltverarbeitung. Die eindrucksvolle Anordnung von Bandsägen und Schleifmaschinen zeigt, dass auch die mechanische Weiterbearbeitung der Werkstücke extremes handwerkliches Geschick erfordert. Denn die verwendeten Spezialgläser haben ganz andere Materialeigenschaften als handelsübliches Fenster- oder Flaschenglas. „Wenn Du damit an eine Bierflasche drangehst, zerspringt die sofort in 1000 Stücke.“

Zum Abschied gibt es noch ein kleines Erinnerungsgeschenk – eine mundgeblasene Rose ebenfalls aus Borosilikatglas. Da freut sich daheim die Frau, und man muss sich keine Gedanken machen, dass sie beim ersten Staubwischen abbricht.

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