Mit Wille, Mut und Risikobereitschaft zu erfolgreichen Innovationen
Tradition und Zeitgeist schließen sich nicht aus. Das zeigt die Innovationsstrategie der Oldenburger BÜFA-Gruppe. Konsequent verfolgt das Unternehmen einen Open Innovationansatz und scheut auch nicht davor, selbst ein Start-up zu gründen. Mit Erfolg wie die Online-Plattform chembid beweist.
31.05.2019, Felix Thalmann

Felix Thalmann
Vorsitzender Geschäftsführer BÜFA
„Was digitalisierbar ist, wird auch digitalisiert werden.“ Von dieser Überzeugung ausgehend, verfolgt die BÜFA-Gruppe, ein mittelständisches Unternehmen der chemischen Industrie aus Norddeutschland, eine konsequente Innovationsstrategie mit einem Fokus auf Open Innovation. Von entscheidender Bedeutung ist das Zusammenspiel zwischen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und zirkulärer Wirtschaft. Am Anfang stehen die Entwicklung und der Einsatz neuer Technologien, um Prozesse der Wertschöpfungskette – von der Produktion über die Logistik bis hin zur Administration – zu verbessern und effizienter zu gestalten. Für das Traditionsunternehmen, das 1883 in Oldenburg gegründet wurde, sind Innovationen die Grundlage für nachhaltiges, organisches Wachstum und somit für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
Für ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten hat BÜFA eine eigene Abteilung. Diese arbeitet agil und bereichsübergreifend. Man weiß: Das Wissen liegt nicht allein bei einer Hand voll Mitarbeitern, sondern ist – nicht zuletzt dank der Digitalisierung – überall verfügbar.Die meisten Innovationen generiert das Unternehmen über Kundenimpulse, führt gemeinsame Entwicklungsprojekte mit Partnern durch, vernetzt sich mit Lieferanten, Forschungseinrichtungen oder Start-ups.
Innovationen nach außen und innen
Aktuell arbeitet das Oldenburger Unternehmen mit fünf Start-ups zusammen – unter anderem bei der Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen in den Unternehmensbereichen Cleaning und Composites, aber auch bei der Optimierung der eigenen digitalen Infrastruktur. Die Zusammenarbeit mit den Innovationsschmieden bietet dem Chemikalienanbieter nicht nur den Zugang zu neuen Technologien, sondern bereichert Management und Mitarbeiter mit neuen Impulsen und Inspirationen für die Weiterentwicklung der Organisation im digitalen Zeitalter. BÜFA gehört ferner zu den ersten mittelständischen Unternehmen, die sich im renommierten Hightech-Gründerfonds (HTGF) engagieren. Der HTGF ist der größte Frühphasenfonds in Deutschland. Neben einem großen Netzwerk hat das Chemieunternehmen als Investor die Möglichkeit, frühzeitig neue Trends zu erkennen.
BÜFA ist aber nicht nur Partner von Start-ups, sondern hat auch sein eigenes gegründet. Aus der Überzeugung heraus, dass die Digitalisierung in alle nur möglichen Prozesse eindringen wird, wurde die Wertschöpfungskette des Chemikalienanbieters auf mögliche Risiken durch die Digitalisierung analysiert. Eine offene Flanke offenbarte sich im wichtigen Chemiehandelsbereich.
Aus diesem Grund hat BÜFA chembid gegründet. Die gleichnamige Online-Plattform bietet Nutzern die Möglichkeit mittels einer der weltweit größten Metasuchmaschinen chemische Produkte zu suchen und zu vergleichen. Darüber hinaus gestattet ein Marktplatz anderen Chemieunternehmen ihre Produkte für die Suchmaschine vorzuschlagen und auf der Website listen zu lassen. Aktuell umfasst die Suchmaschine mehr als zwei Millionen Produktangebote von rund 100.000 Anbietern aus 169 Ländern. Jüngst hat das Bielefelder Chemieunternehmen Stockmeier in das Oldenburger Start-up investiert. „In der Welt der Chemie von morgen werden Daten eine zentrale Rolle spielen. In chembid sehen wir einen Informationsaggregator für Produkte und deren Verfügbarkeiten im Netz“, erklärt Peter Stockmeier, geschäftsführender Gesellschafter der Stockmeier-Gruppe seine Investition in das Start-up.
Die Zeit, Wissen zu schützen, ist vorbei
Open Innovation, der offene Ansatz auf externes Wissen zuzugreifen, aber auch eigene Expertise weiterzugeben, hat sich bei BÜFA etabliert. Der Chemikalienanbieter sieht den Austausch als wichtige Chance für den Mittelstand. Um Open Innovation jedoch erfolgreich umzusetzen, muss die Kultur im Unternehmen offen dafür sein, die sich bietenden Möglichkeiten auch zuzulassen.
Denn die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen verläuft nicht mehr geradlinig nach Plan und muss auch nicht zwingend erfolgreich enden. Insofern sind Geduld, Investitionen und die Bereitstellung der entsprechenden Ressourcen von Bedeutung.
Von großer Relevanz ist neben den finanziellen Möglichkeiten der Wille entsprechende Mittel für die Innovationsprozesse einzusetzen. Das Beharren auf alten Strukturen oder die oftmals herrschende Skepsis gegenüber Innovationen, die nicht selbst entwickelt wurden sowie die Angst vor potenziellem Wissensverlust stehen dieser offenen Kultur entgegen. Hier ist es Aufgabe aller Führungskräfte eines Unternehmens, die Mitarbeiter zu coachen und für transparente, konstruktive Kommunikation Sorge zu tragen.
Die Zusammenarbeit mit Start-ups erfordert daher weniger Mut, als vielmehr eine offene Fehlerkultur, die auch das Scheitern von Projekten einräumt. Kooperationen sind fast immer Win-Win-Situationen, sofern die Bereitschaft vorhanden ist, sich auf das häufig unkonventionelle, agile Denken und Handeln im Vergleich zu etablierten Strukturen in einem traditionellen Unternehmen einzulassen.
BÜFA
Die BÜFA-Gruppe ist ein unabhängiges, mittelständisch geprägtes Unternehmen der Chemischen Industrie. Seine Wurzeln hat das in Oldenburg ansässige Unternehmen in einem 1883 gegründeten Handel für Farbhölzer, Öle und Chemikalien. Heute bietet BÜFA in den drei Geschäftsfeldern Chemicals, Cleaning und Composites eine Vielzahl von Produkten, Services und Dienstleistungen international an.
Der Artikel erschien ursprünglich 2019 in der perspectives #6, Themen-Special: Mut
Bildquelle Stage: Photographer Olympus/Getty Images