Führung und Arbeitsalltag in der „neuen Normalität“

Bewährungsprobe für CEOs: Vertrauen schaffen, Neues wagen und sich engagieren

22.05.2020, Christiane Schulz, CEO Edelman Deutschland

Kommunikations-Expertin und CEO von Edelman Deutschland

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben das Arbeitsleben in vielen Branchen auf einen Schlag verändert. Millionen Arbeitnehmer mussten plötzlich mobil von zu Hause arbeiten oder waren etwa in Produktion und Laboren mit veränderten Arbeitsregeln konfrontiert – von neuen Schichtplänen bis zu Abstandsvorschriften. Diese radikale Veränderung von heute auf morgen hat das Arbeitsleben nicht nur kurzfristig auf den Kopf gestellt. Sie gab dem Wunsch vieler Mitarbeiter nach einer generellen Neuorganisation ihres Berufsalltags neues Futter: flexiblere Zeiteinteilung, agilere Teams, flache Hierarchien. Der Begriff „New Work“ ist seit Jahren ein medienwirksames Buzzword – und beinhaltet dennoch viele Aspekte des Arbeitsumfelds, mit dem die Menschen in der Krise konfrontiert sind und die Einzug in die neue Normalität halten werden.

Die Corona-Krise hat Unternehmen und ihre Mitarbeiter in eine neue Arbeitsrealität katapultiert. Das gilt im besonderen Maße für die Pharmaindustrie, die in einer der größten Gesundheitskrisen unserer Zeit unter besonderem Druck steht. Aber auch für alle anderen Branchen – egal ob Global oder Mittelstand. Fakt ist: Führungskräfte sind mehr gefordert denn je, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Sie stehen häufiger als zuvor mit ihren Mitarbeitern über neue Kommunikationswege in Kontakt und dies bedingt, dass Mitarbeiter ihren Arbeitsalltag mehr als zuvor selbst strukturieren müssen.

Vertrauensvorschuss einlösen

Die Basis für Zusammenarbeit ist Vertrauen. Das lässt sich auch mit Zahlen belegen. So zeigt unser Frühlings-Update des Edelman Trust Barometer 2020, dass sich die Hälfte der Deutschen wünscht, CEOs würden die Führung in der Bekämpfung der Pandemie übernehmen. Mit dem bisherigen Auftritt der Firmenlenker hierzulande sind sie jedoch noch nicht zufrieden. Diese stehen bei der Frage danach, wer bei der Bekämpfung der Pandemie gute Arbeit leistet, an letzter Stelle hinter Wissenschaftlern, Politikern oder Journalisten. Nicht einmal jeder vierte Deutsche gibt an, dass CEOs den Anforderungen bei der Bekämpfung der Krise gerecht werden. Dazu kommt: Nur 30 Prozent meinen, dass Unternehmen gerade einen guten Job machen und ihre Mitarbeiter gegenüber dem ökonomischen Profitstreben priorisieren.

Von CEOs wird also erwartet, dass sie in herausfordernden Zeiten Stellung beziehen. Sie dürfen nicht einfach abtauchen. Das bedeutet: In der Krise muss eine Führungskraft nicht nur dafür sorgen, dass der Geschäftsbetrieb trotz Schwierigkeiten weiterläuft – sie muss auch für ihre Mitarbeiter und das Allgemeinwohl da sein und das intensiver denn je kommunizieren.

Nicht einmal jeder vierte Deutsche gibt an, dass CEOs den Anforderungen bei der Bekämpfung der Krise gerecht werden, so das Ergebnis der Frühjahrsumfrage des Edelman Trust Barometers 2020.

Neuer Arbeitsalltag ist die Bewährungsprobe für CEOs

Bedingt durch die Corona-Pandemie etablieren sich neue Arbeitsweisen schneller als zuvor angenommen. Bei vielen Unternehmen hat sich die mobile Arbeit von zu Hause aus nach einigen Wochen eingespielt und teils sogar den Wunsch ausgelöst, auch nach überstandener Krisensituation im Sinne der New Work flexibler und eigenständiger zu arbeiten. Das heißt, dass auch die Zeit in der „neuen Normalität“ – sprich unter langfristigeren Beschränkungen durch die Corona-Pandemie ¬– weiterhin echte Herausforderungen für CEOs birgt.

Auch wenn Arbeitnehmer fordern, dass ihre CEOs aktiv für die Lösung von Problem eintreten sollen, heißt das im Umkehrschluss nicht, dass die Rückkehr in den Alltag so schnell wie möglich geschehen muss. 82 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass CEOs an dieser Stelle lieber behutsam vorgehen sollten, als Maßnahmen zu überstürzen. Die Daten zeigen: Die Rückkehr zu einer neuen Normalität und einem neuen Arbeitsalltag wird für Führungskräfte zum Vertrauenstest. Die in den vergangenen Wochen etablierte, aber noch immer neue Form der Zusammenarbeit fordert eine intensive Form der Verantwortung – und die kann nur geschaffen werden, wenn das Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmen, seinen Mitarbeitern und der unmittelbaren Umwelt auf einer sicheren Basis steht.

Der Artikel erschien ursprünglich 2020 in der perspectives #7, Themen-Special: Schöne neue Welt

Bildquelle Stage: Mike_Kiev / arrow of crowds / GettyImages

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